Veranstalter: SGdS (DE) & Europa-Universität Flensburg (EUF), Romanisches Seminar (DE)
Organisation: Cordula Neis & Angelika Rüter
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Dans son Discours sur l’universalité de la langue française (1784), Antoine Rivarol (1753-1801) soutient que la langue française est la plus « universelle » parmi les langues européennes : selon l’auteur, on peut retrouver dans le ‘génie’ de la langue française – c’est-à-dire dans la richesse de son vocabulaire et dans l’harmonie de sa prononciation – le caractère de tous les peuples et non pas seulement du peuple français. La langue française ne pourra jamais être remplacée par d’autres langues, car elle seule peut manifester entièrement l’esprit du« genre humain ».
Mais, comment conserver cette « universalité » du français ? Comment sauver cette perfection de la corruption naturelle qui affecte inexorablement toutes les langues ?
À la fin de l’essai, Rivarol répond à cette question : il affirme que les livres des écrivains et des philosophes français préserveront la perfection de la langue française ; mais il soutient aussi que le développement des sciences naturelles permettra de conserver cette perfection. À cet égard, il mentionne des « automates » qui peuvent prononcer des phrases en français : ce sont deux têtes d’airain crées par l’abbé Mical à la fin du XVIIIème siècle. Rivarol, qui était dans la commission nommée en 1780 par l’Académie des Sciences pour évaluer cette invention, fut étonné par la précision avec laquelle ces automates reproduisaient la prosodie de la langue française. Son jugement fut positif : ces machines auraient pu préserver la prononciation du français de l’effet du temps.
Le but de cette communication sera d’expliquer comment l’intérêt de Rivarol pour l’invention de Mical s’inscrit dans le cadre de son ‘purisme’ linguistique. Cette reconstruction bio-bibliographique nous permettra également de considérer les liens entre la vision du langage de Rivarol et sa philosophie sensiste et materialiste.
Im 19. Jahrhundert war in den heutigen Niederlanden die Konstruktion einer gemeinschaftlich genutzten und normierten niederländischen Standardsprache in vollem Gange. Das Niederländische wurde zu einer nationalikonischen sowie identitätsstiftenden Kulturspracheerhoben und verlieh den Sprechern über den als korrekt erachteten Gebrauch Prestige. Noch bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts wurde die Standardsprache als Algemeen Beschaafd Nederlands (dt. Allgemeines kultiviertes/zivilisiertes Niederländisch) bezeichnet, wobei dieses ABN nicht nur in den Niederlanden, sondern auch in Flandern als Ideal und als Norm galt.
In unserem Vortrag soll die Verwendung des Konzepts der Kultursprache (ndl. cultuurtaal) im niederländischen Sprachraum untersucht werden. Der Begriff wurde nicht zuletzt immer wieder dazu verwendet, das Niederländische als eigenständige Sprache vom Hochdeutschen abzugrenzen. Es ging darum, das Niederländische als Ausdruck der kulturellen und nationalen Identität im Sprachbewusstsein zu verankern.
Die Überhöhung der nationalen Standardsprache brachte eine Hierarchisierung von Sprachen und Varietäten mit sich, die heute gerne als typisches Merkmal der sog. Standardsprachenideologie gesehen wird. Auch im niederländischen Sprachraum führte die Idee der kulturellen Überlegenheit der Standardsprache zu einer Abwertung aller anderen Varietäten, was bis heute weitreichende Konsequenzen für das Sprachbewusstsein und die Sprachbewertung der Sprecher und Sprecherinnen des Niederländischen hat, insbesondere in Flandern.
Das Konzept Kultursprache wurde also einerseits zur Abgrenzung des Niederländischen von anderen Sprachen eingesetzt, andererseits diente es aber auch zur sozialen Abgrenzung innerhalb des Sprachgebiets. Diese beiden Aspekte sollen in unserem Vortrag anhand von metasprachlichen Äußerungen, insbesondere in Grammatiken und Wörterbüchern, vom 18. bis ins 20. Jahrhundert nachgezeichnet werden.
Der in Barcelona geborene Josep Pau Ballot (1847–1821) ist in der Geschichte der katalanischen Sprache dafür bekannt, dass er die erste moderne Grammatik dieser Sprache verfasste. Die Gramatica y apología de la llengua cathalana wurde etwa 1813 bei dem Verleger Juan Francisco Piferrer in Barcelona gedruckt. Über den Stellenwert des Werks im Rahmen der katalanischen Sprachgeschichtsschreibung und seine Bedeutung für die Entwicklung des katalanischen Sprachbewusstseins im 19. Jahrhundert liegen ausführliche Analysen vor. Wie Segarra (1987: 7) und Kailuweit (1992: 137) erwähnen, galt jedoch das Hauptaugenmerk Ballots nicht so sehr dem Katalanischen, sondern vor allem der Nationalsprache, dem Spanischen. Unter den spanischsprachigen Werken besonders erfolgreich war seine Gramatica de la lengua castellana dirigida a las escuelas, 1796 ebenfalls bei Piferrer veröffentlicht. Diese für den Primarunterricht konzipierte Grammatik unterscheidet sich von anderen zwischen 1780 und 1800 veröffentlichten Grammatiken durch ihre propädeutische Zielstellung (García Folgado 2004: 7), das heißt, die Vermittlung der grammatischen Strukturen der Muttersprache dient dem Ziel, den Erwerb des Latein zu erleichtern (Ballot 1796: Dedicatoria s.n.). Da die Zielstellung der katalanischen Grammatik einen anderen Schwerpunkt setzt («exaltar la llengua cathalana i elevarla al mes alt grau de perfecció», Ballot 1813: vii), ergibt sich die Frage nach dem Kontrast zwischen den beiden Sprachen und der Haltung Ballots der Nationalsprache gegenüber.
In diesem Sinn ist es Ziel unseres Vortrags, der Darstellung des Spanischen bei Ballot nachzuspüren. Dazu sollen die Paratexte der sechs bisher lokalisierten Auflagen seiner spanischen Grammatik analysiert werden. Unsere besondere Aufmerksamkeit richtet sich dabei auf einen kurzen Abschnitt «Excelencia de la lengua castellana», der nicht in allen Ausgaben enthalten ist, aber in einigen Passagen an Formulierungen aus der katalanischen Grammatik und generell den sprachapologetischen Diskurs erinnert.
Literatur
Kailuweit, Rolf (1992): «La Gramàtica de Ballot: la llengua catalana i la consciència lingüística entre la Decadència i la Reinaxença». Anuari de l’Agrupació Borrianenca de Cultura: revista de recerca humanística i científica, [en línia], 3, 133-42, https://www.raco.cat/index.php/AnuariABC/article/view/140390 [Consulta: 26-01-2020].
Ballot, Josep Pau (1987): Gramatica y apología de la llengua cathalana. Ed. Mila Segarra. Barcelona: Alta Fulla.
García Folgado, María José (2004): «La gramática a finales del siglo XVIII (1769–1800): obras, objetivos y fuentes», en Cristóbal Corrales Zumbado et al. (eds.), Nuevas aportaciones a la Historiografía Lingüística. Actas del IV Congreso Internacional de la SEHL. La Laguna (Tenerife), 22 al 25 de octubre de 2003, 1, Madrid: Arco/Libros, 561-572.
Der Streit zwischen den Anomalisten und Analogisten besteht schon seit den Stoikern (3. Jh. v. Chr.). Es gab Unterschiede im Sprachbewusstsein der beiden philosophischen Richtungen: die Anomalisten meinen, dass es in der Sprache keine durchgehende Ratio gebe (unlogischem Sprachgebrauch), die Analogisten hingegen sehen in der Sprache eine Logik, ähnlich der in der Natur herrschenden Harmonie, Symmetrie und Logik.
Im 9. Jh. wurden in Bagdad zwei grammatische Schulen angesetzt, beide Schulen wurden durch die anomalistische und analogistische Sprachauffassung beeinflusst. Für die Basrier (Anomalie) — als Begründer gelten Sebaweh und El Khalil ibn Ahmed Farrahidi — ist die Sprache ein Spiegel der Erscheinungen, den Dingen und den Begriffen, die sie zum Ausdruck bringt. Im Gegensatz dazu gilt den Kufern (Analogie) — Begründer Abu Aswad Douali, El Kassaii und Al Akhfach — die Überlieferung in ihrer Fülle, die Vielgestaltigkeit als erste und wichtigste Quelle des Grammatikers.
In diesem Beitrag möchte ich das Sprachbewusstsein und die Unterschiede zwischen bei den arabischen Schulen Kufa und Basra im Vergleich mit dem Ausgangpunkt des Anomalismus und Analogismus darstellen.
Die komplexe Situation des Spanischen als Weltsprache hat eine intensive Diskussion im Rahmen der plurizentrischen Forschung initiiert, die darauf beruht, dass das Spanische sowohl plurizentrische als auch monozentrische Tendenzen aufzeigt (vgl. Pöll 2012). Ein kaum verwendetes Instrument zur Messung der plurizentrischen Dynamiken des Spanischen ist die Wahrnehmung der Sprecher im Hinblick auf die Variation der Standardsprache. Dabei lassen sich konvergierende bzw. divergierende Tendenzen zwischen Standardvarietäten des Spanischen im jeweiligen Sprachgemeinschaftsbewusstsein erkennen.
Um die Plurizentrik des Spanischen aus der Perspektive der Sprecher*innen zu ermitteln, wurden Sprecherbefragungen in Mexiko und Spanien durchgeführt, die aus zwei differenzierten Teilen bestehen: Erstens wurden Fragen formuliert, die darauf abzielen, Spracheinstellungen und –wertungen zur eigenen und zu fremden Standardvarietäten zu untersuchen, mit denen u.a. die Loyalität der Informanten gegenüber der Eigenvarietät beobachtet werden kann. Diese ist mit zwei für das plurizentrische Phänomen relevanten Faktoren verbunden: einerseits die sprachliche Identität und andererseits das Prestige der jeweiligen Standardvarietät. Zweitens wurde der virtuelle Sprachgebrauch von bestimmten (standardsprachlichen) Formen sowie die Einschätzungen des Normativitätsgrads von Varianten herangezogen, um herauszufinden, ob sich in den peripheren Ländern (in diesem Fall Mexiko) ein spezifisches Normbewusstsein herausgebildet hat.
In diesem Vortrag wird zunächst die methodische Herangehensweise der Studie dargestellt und anschließend werden einige Ergebnisse der Sprecherbefragungen präsentiert und diskutiert.
Literatur
Pöll, B. (2012): „Situaciones pluricéntricas en comparación: el español frente a otras lenguas pluricéntricas“, in: Lebsanft, F.; Wiltrud, M.; Polzin-Haumann, C. (Hg.): El español, ¿desde las variedades a la lengua pluricéntrica?, Frankfurt a. M.: Vervuert, 29-45.
Die Begriffsbildung der latinitas und hellenismos mit den davon abhängigen Definitionen von barbarismos/soloikismos und der Fehler in der figura und des metaplasmus erstreckt ihr Geltungsbereich von der Literatur zur Grammatik, von Sprachbewusstsein zur Norm, von Sprachgebrauch zur Rhetorik. Sie begleiten die Entwicklung der Sprachreflexion und stecken die Bereiche der Fundamente der grammatikalischen Bestandteile ab, die zur Formulierung von Begriffen wie logos, lexis, Redeteile und ihrer Zusammenstellung (syntaxis/constructio) dienen. Wenn wir Priscians Definition des Satzes (oratio oder constructio) als „congrua dictionum ordinatio, sententiam perfectam demonstrans“ (II. 15) betrachten, stellen wir fest, dass die drei passiones oder virtutes (orationis) implizit enthalten sind, aber die Vorstellung, dass sie eine lineare Sequenz bilden, scheint eindeutig erst auf die Modisten zurückzuführen zu sein. Vor der Zeit der Modisten, weder Petrus Helias noch Magister Jordanus ordneten constructio, congruitas und perfectio zu einer geschlossenen Serie von Bestandteilen des Satzes. Kilwardby bemerkte, dass perfectio congruitas voraussetzt, aber das geschlossene Vorkommen der drei Komponenten erscheint nicht vor der Zeit der Modistae, wie Martin von Dacia zeigt (Covington 1984: 87). Die syntaktische Theorie der Modisten legte also fest, dass die Syntax aus drei Komponenten (passiones) besteht: constructio, congruitas, und perfectio. Constructio ist die syntaktische Struktur selbst; congruitas ist die Wohlformbarkeit einzelner Konstruktionen; perfectio ist die Vollständigkeit des Satzes. In dieser Reihenfolge setzt jede passio voraus, diejenige die ihr vorausgeht. In diesem Beitrag werde ich den Begriff der congruitas bei den Modisten erläutern. Das Lemma wird im Georges folgendermaßen erläutert: „congruitās, ātis, f. (congruus) = σύμβαμα, das vollständige Prädikat beim intransitiven Verbum in der philos. Kunstsprache der Stoiker (Ggstz. ingruitas, ἀσύμβαμα), Plur. bei Prisc. 18, 4: minus quam congruitas (= παρασύμβαμα), das unvollständige Prädikat beim personalen Verbum, Plur. bei Prisc. 18, 5.“ Es wird als Calque aus dem Griechischen erklärt, und zwar schon in einer syntaktischen Geltung. Dabei gilt es klarzustellen, dass das Kriterium der congruitas nach dem Prinzip der proportio (gr. analogia) erfolgt, d.h. nach der Relation zwischen Entitäten, die unterschiedlich aber miteinander verbunden sind. Es scheinen folglich die Kriterien wiederzukehren, die bei der Festlegung der Begriffe von Latinitas und Hellenismos in Betracht gezogen wurden, deren Geltungsbereich im Laufe der Sprachbetrachtungen ausgedehnt wurde. Dabei bezieht sich congruitas auf die einzelnen Konstruktionen, während perfectio auf den ganzen Satz. Sie bilden zusammen die zwei Komponenten der Grammatikalität, die bei den Modisten durch die modi significandi zum Ausdruck gebracht wird, und geben gewissermaßen den Begriff der Funktionen der Sprache, d.h. von Sprachbewusstheit, wieder.
Literatur
Covington, Michael A., 1984, Syntactic theory in the High Middle Ages, Cambridge: CUP.
Cotticelli Kurras, Paola (i.p.) Regimen vs. ordo, constructio vs. expositio: how to build phrases with words in Medieval grammars, In Proceedings of the Conference held in Palermo 28-29 november 2019, ed L. Melazzo et al.
Kelly, Louis G., 2002, The mirror of grammar. Theology, philosophy and the Modistae, Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins.
Reynolds Suzanne, 1990, “Ad auctorum expositionem: Syntactic theory and interpretative practice in the twelfth century”. Histoire Épistémologie Langage, 12/2, 1990. Grammaires Médiévales. pp. 31-51; https://doi.org/10.3406/hel.1990.2316.
John Wallis’s Grammatica Linguae Anglicanae, 1653, is recognized as one of the first analyses of a European vernacular aiming to describe the patterns of the language strictly and exclusively on own terms, i.e. to capture its specificity rather than the way its speakers to express universals of thought (Cram 2009). Within the grammar, Wallis also gives a detailed account of sound symbolism in English, which he saw as a particular ‘excellency’ of the language, distinguishing it from others (Miyawaki 2001). The present paper attempts to position Wallis’s ideas about the role of sound symbolism in human language, against the background of contemporary philosophical debate: is sound symbolism a language-specific or a language-universal phenomenon, or can it be both?
Cram, David (2009) “John Wallis’s English Grammar (1653): Breaking the Latin Mould.” Beiträge zur Geschichte der Sprachwissenschaft, 19(1): 177-201.
Miyawaki, Masataka (2001) “John Wallis on sound symbolism: One aspect of seventeenth-century morphophonemics”. Studies in the Humanities: A Journal of the Senshu University Research Society, 69: 199-223.
Unser Vortrag verfolgt das Ziel zu zeigen, dass die pädagogischen Ideen und Methoden der Halleschen Pietisten zum Gegenstand der grammatikographischen Reflexion wurden. Das Ergebnis war das Verfassen der Grammatiklehrbücher, die auch außerhalb der protestantischen Länder benutzt und zum Vorbild der Lehrbücher wurden, die auf eine Schulreform auf pietistischer Grundlage ausgerichtet waren und Einfluß auf die Qualität des erteilten Unterrichts hatten.
Der Vortrag konzentriert sich auf Grammatiken, deren Autoren wie Joachim Lange (1670–1744) und Johann Friedrich Hähn (1710–1789) die pietistischen Ideen bekannten und die für den Pietismus kennzeichnenden Lehrmetoden verwendeten und entwickelten. Neben den zu pietistischen Sprachlehrbüchern zählenden Werken werden die Abhandlung der Lehrmethoden und Vorschläge, welche zur Einrichtung und Erhaltung guter Schulanstalten abzielten, betrachtet.
Des années après la signature de son acte de naissance à travers les Serments de Strasbourg, le français a pris son envol et s’est rependu à l’extérieur de son territoire naturel. S’il a considérablement gagné en locuteurs au fil du temps, il faut souligner que la majorité de ces locuteurs se trouve à l’extérieur de son territoire, notamment en Afrique. Le français arrive dans ce continent dans un contexte de colonisation et doit cohabiter non seulement avec d’autres langues coloniales, mais aussi avec les langues locales des peuples africains. Ainsi, le français, jaloux de sa pureté dès son implantation, doit pourtant faire face à de nouveaux défis dans un continent marqué par la pluralité linguistique et culturelle. Malgré les efforts des institutions pour standardiser la langue, on assiste plus que jamais en Afrique au phénomène d’« appropriation » de la langue française qui donne lieu à de nouvelles variétés différentes du français standard. Au Cameroun particulièrement, le français dit « de référence » est de plus en plus rejeté par la masse au profit des parlers hybrides qui se construisent et s’enrichissent dans les rues, les romans, les médias, les réseaux sociaux. Les textes humoristiques, par leur caractère non contraignant et relâché, demeurent le lieu où se construisent des langages de « marge », même par des locuteurs instruits. La présente étude s’intéresse aux écarts syntaxiques, lexicaux et sémantiques observés dans les lettres adressées au président par un jeune humoriste. Elle ambitionne questionner dans quelle mesure ces écarts participent d’une forme de revendication et d’autoaffirmation.
The genre of language apology is not unfrequent throughout the history of European languages and the Czech language in no exception. For political reasons, these texts were sometimes not printed in their times and were circulated only within a group of interested intellectuals. Probably the most famous among them is Dissertatio apologetica pro lingua Slavonica praecipue Bohemica by Bohuslav Balbín SI, written in the 1670s but printed for the first time only in 1775. This edition of Balbín‛s Latin treatise together with some older and contemporary apologies of German belonged among the inspirational sources for a series of apologetic texts in German and Czech published as separate brochures, journal articles, prefaces to other works etc. by the members of the first and second generation of the Czech National Revival. The paper will briefly introduce this first vogue of revivalist apologies of the Czech language published from the 1770s to the 1820s, and then compare them with respect to the selection and arrangement of arguments used, the original form (written texts vs. publications of festive speeches), the intended audience and goals, and the corresponding authorial strategy. To do this, it will not only analyse their content and immediate motives for their creation, but will pay attention also to the personality of the author (his social milieu, his vocation, his financial situation), the language used, the place of print, the publisher (the sponsor, the translator, if any) etc. If possible, also the inspirations in analogous treatises dealing with the German language will be discussed. The aim is to decide whether some type of typology of these works can be proposed, and also whether it is possible to talk about some type of a tendency or a trend of development within this period.
Ein wesentliches Merkmal der Sprachdiskussion in Frankreich besteht bekanntermaßen darin, dass Anglizismen und die generelle Ausbreitung des Englischen vonseiten sprachpflegerischer Institutionen wie der Académie française als Bedrohung für das Französische betrachtet werden. Gerade jene Vergleiche, die die französische Sprachgeschichte als Kampf, als histoire d´un combat (Hagège 1996), beschreiben, offenbaren Misstrauen und Angst gegenüber der englischen Sprache.
Zeitgenössische Publikationen zum Sprachbewusstsein und zur Sprachdiskussion in Frankreich präsentieren einen reichen Fundus an Begriffen, die das Englische explizit abwerten und eine Tradition anti-englischer Diskurse fortsetzen. Parlez-vous franglais? fragte René Etiemble bereits Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhundert, während zu Beginn des 21. Jahrhunderts Claude Hagège zum Kampf Contre la pensée unique (2013) aufruft, und sich andere Stimmen gegen das globish (Borer 2014) oder das angloméré (Coûteaux 2006) erheben. Die Zusammenhänge, in denen diese Begriffe verwendet werden, sind vielfältig. Auf nationaler Ebene geht es um den allgemeinen Zustand des Französischen, insbesondere seinen (befürchteten) Niedergang. Auf europäischer und internationaler Ebene wird darüber hinaus die Frage nach der Zukunft der globalen Sprachenvielfalt gestellt und gegen die zunehmende Monopolstellung des Englischen argumentiert, die als Zeichen der kulturellen Hegemonie der anglophonen Welt interpretiert wird.
Der Vortrag wird den aktuellen Diskussionsstand zum Englischen anhand ausgewählter zeitgenössischer Publikationen aus Frankreich nachzeichnen, wobei insbesondere laien- oder populärwissenschaftliche Publikationen im Vordergrund stehen werden, die sich nicht per se an studierte Linguisten oder an anderweitig fachlich gebildetes Publikum richten. Folgende Fragen stehen bei dieser Betrachtung im Fokus:
A. Wird der Gebrauch von Anglizismen eher als Zeichen sprachlicher Nachlässigkeit oder als bewusste Abgrenzung, die den eigenen Bildungsstand unterstreichen soll, charakterisiert?
B. Welche Positionen werden in aktuellen Veröffentlichungen gegenüber dem Englischen eingenommen?
C. Gibt es versöhnliche oder vermittelnde Stimmen im „Krieg der Sprachen“? Welche Rolle spielt das Verhältnis zwischen Sprache und Nation (noch) in der Debatte?
Literatur
Borer, Alain (2014): De quel amour blessée. Réflexions sur la langue française. Paris: Gallimard.
Candea, Maria/ Véron, Laélia (2019): Le français est à nous! Petit manuel d´émancipation linguistique. Paris: Éditions La Découverte.
Cerquiligni, Bernard/ Corbeil, Jean-Claude/ Klinkenberg, Jean-Marie/ Peeters, Benoît (éds.): Tu parles!? Le français dans tous ses états. Paris: Flammarion.
Coûteaux, Paul-Marie (2006): Être et parler français. Paris: Perrin.
Hagège, Claude (1996): Le français, histoire d´un combat. Boulogne-Billancourt: Éditions Michel Hagège.
Hagège, Claude (2013): Contre la pensée unique. Paris: Odile Jacob.
Trabant, Jürgen (2014): Globalesisch oder was? Ein Plädoyer für Europas Sprachen. München: Beck.
Verdier, Marie-Hélène (2018): La guerre au français. Paris: Les Éditions du Cerf.
The so-called "question of language" which developed in Italy in the early 16th century is a typical case in which the awareness of linguistic phenomena intertwined on one side with specific sociolinguistic conditions (the presence of numerous “vulgars”, profoundly different from each other) on the other, to more general political-cultural problems (the political and territorial division). The question had three main "solutions": the Italian one, linked to the name of Giangiorgio Trissino, which was based on his interpretation of Dante's De vulgari eloquentia (1303–1305); the "naturalist" one, focused on the coincidence between the Florentine language and the language of the great authors, Dante, Petrarca and Boccaccio (Machiavelli’s Discorso intorno alla nostra lingua contains the most mature formulation of this hypothesis); finally that of Pietro Bembo, author of the Prose della vulgar lingua (1525), which proposed to definitively separate the language of literature from the spoken language of contemporaries and took as its model the language of Petrarch and Boccaccio, "frozen" in its alleged perfection. As is known, it was the third thesis, the most conservative one, that prevailed. Significantly, the greatest Italian poet of the time, the Ferrara-born Ludovico Ariosto, corrected the first edition (1516) of the Orlando Furioso according to the dictates of Bembo, thus reaching the "Florentine" version (1532) that we still read today. Bembo's proposal was accepted by grammarians and subsequently formed the theoretical basis of the Accademia della Crusca. The Italian language, in its normative variant, therefore coincided with the literary language of the fourteenth century: from this variant even the second great poet of the time, Torquato Tasso, was excluded for a long time. Thus a condition of diglossia was sanctioned which accompanied Italy up to the threshold of political unification (1861). In this report we want to investigate why Bembo's theory, apparently the least convincing from both a linguistic and political point of view, has proved successful. We will seek an answer to this question in the need for "identity" of the Italian intellectual class, characterized, in the Early Renaissance and later, by the radical contradiction between its humanistic formation, "cosmopolitan" and not "national-popular" (according to Antonio Gramsci’s definition) and its social and political position within the system of regional states (Signorie and Principati).
For more than three centuries the school textbook known as “Lily’s Latin Grammar”, commonly attributed to William Lily (1468?–1522/23), the first High Master of St Paul’s School, London, played the central role in the teaching of Latin in English grammar schools from the middle of the Tudor period onwards. It was introduced in 1540 by royal command of King Henry VIII (reign from 1509 to 1547) as the only grammar to be used for teaching Latin in all grammar schools in the country; the use of other grammars was officially forbidden. The introduction of “Lily’s Latin Grammar” by royal command officially marks an end to diversity in Latin textbooks in grammar schools and the beginning of an area of uniformity.
This paper explores the use of textbooks in grammar schools from the days of grammatical manuscripts through the period of early printed grammars to the introduction of the uniform Latin grammar. On the basis of school textbooks for the teaching of Latin written in English from the last two decades of the fifteenth century onwards, and other historical documents, the paper looks at the supply and the use of printed school grammars from various perspectives. On the one hand, it sheds light on the supply of school texts by the early printers and book dealers who recognised a market where they could make a profit. On the other hand, it is of interest to discern how teachers and pupils thought about and reacted to new Latin textbooks written in English which were used in schools and, from the third decade of the sixteenth century onwards, how church authorities and finally the royal court tried to confront problems in the teaching and learning of Latin caused by the diversity of school grammars. The paper considers the introduction of the uniform Latin grammar in this context, together with the meanings of the terms “uniform” and “uniformity” in the period explored.
In the early days of October 1669 Adriaan Koerbagh passed away in the Amsterdam city jail. A year before the Amsterdam prosecutor demanded that Koerbagh (1633–1669), physician, lawyer and encyclopaedist, be displayed on the scaffold, that his right thumb should be cut off and that his tongue should be pierced with a glowing prime. In addition, all his property should be confiscated, all his writings burned and he himself should be imprisoned for thirty years. Lucky enough Koerbagh was only sentenced to ten years in prison and subsequently ten years in exile. However, that was the end of his good luck. Life in prison was too hard for a scholar like him.
Koerbagh, who defended a medical dissertation in 1659 and two years later a legal one, published a Nieuw Woordenboek der Regten ‘A New Dictionary of Rights’ in Dutch in 1664. In this work he showed his radical enlightened ideas for the first time. Four years later he published a much more ambitious and voluminous lexicon called the Bloemhof ‘Flower Garden’ in which he translated, discussed and explained foreign words used in theology, law, medicine and other disciplines and sciences. His aim was to make clear to fellow citizens who had no knowledge of foreign languages what was hidden behind these borrowed words. He also criticized the official Dutch Bible translation, since he was convinced that several expressions and idioms had not been translated at all or not properly in order to mislead ordinary people and to keep them ignorant. Koerbagh’s purpose was to educate his fellow countrymen so that they could resist deception and abuse of power. Using their mother tongue and so showing what was behind barbarisms and foreign terminology was his main weapon.
In his next book, Een ligt Schynende in Duistere Plaatsen om te verligten de voornaamste saaken der Godsgeleerdtheid en Godsdienst, ‘A light shining in dark places, to illuminate the main questions of theology and religion’, Koerbagh polemicized openly against the Christian faith and propagated his own freethinkers’ ideas so clearly that the printer of the book got nervous, stopped the type setting of this blasphemic text and warned the authorities. Finally, they caught Koerbagh and sent him to jail.
Koerbagh´s purism and preference for the mother tongue did not come as a bolt from the blue. Next to a tradition of freethinking there has been a long tradition of purism and of praise for the qualities of the mother tongue in the Low Countries, which started with the notorious Becanus and which became widely accepted in Dutch linguistic thinking of the 17th century through the works of Spiegel and Stevin. As is well known, this tradition is not specific for the Netherlands – in the German linguistic tradition for instance one comes across figures such as Paracelsus and Schottelius who also sang the praise of their native language. However, the combination of purism and freethinking which one finds in Koerbagh’s work seems to be unique.
In this paper Koerbagh’s ideas and life will be sketched briefly and put within the Dutch tradition of mother tongue celebration.
Ausgehend vom England des beginnenden 18. Jahrhunderts fand die journalistische Gattung der Spectators oder Moralischen Wochenschriften schnell Verbreitung in Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien und wurde zu einem wichtigen Instrument der extensiven Aufklärung, das die neuen Werte des 18. Jahrhunderts strukturierte und ein Gegenangebot zum traditionellen Diskursschema lieferte. Bereits auf den ersten Blick verwundert es nicht, dass die Herausgeber Moralischer Wochenschriften sich mit dem Thema Sprache beschäftigten. Nicht nur die Verbesserung und Normierung der Sprache selbst, durch den transnationalen Diskurs in Umlauf gekommene Neologismen und die Angemessenheit bestimmter Sprachstile waren von allgemeinem Interesse, sondern auch sprachtheoretische Themen fanden im 18. Jahrhundert breite Aufmerksamkeit.
Die Wechselbeziehung begrifflicher und narrativer Darstellungsformen soll am Beispiel von Wochenschriften unterschiedlicher sprachlich-kultureller Zugehörigkeit untersucht werden (am von Addison und Steele gegründeten The Spectator, Marivaux’ Le Spectateur français, Verris Il Caffe, Clavijo y Fajardos El Pensador, Gottscheds Die Vernünfftigen Tadlerinnen sowie García de Cañuelos und Pereiras El Censor). Neben den pragmatisch-kommunikativen Bedingungen bestimmten in den moralischen Wochenschriften Aspekte des sprach- und stilreflexiven Diskurses und intertextuelle Bezüge die Selektion sprachlicher Mittel und die Textkonzeption. Die kritische Beobachtung der nationalen Sitten wirkte sich auf die formale Gestaltung aus und brachte jeweils spezifische Konfigurationen hervor.
Neben einem Überblick über das europaweite Auftreten metasprachlicher Themen in diesen Schriften soll in diesem Beitrag das Wirken von drei Herausgebern moralischer Wochenschriften auf sprachpraktischem und sprachtheoretischem Gebiet betrachtet werden. Während der Herausgeber mehrerer Zeitschriften Johann Christoph Gottsched (1700–1766) es schaffte, mit seiner Grundlegung einer deutschen Sprachkunst (1748) eine jahrzehntelang im Schulunterricht verwendete Grammatik des Deutschen vorzulegen, blieb die Wirkung der beiden spanischen Autoren José Clavijo y Fajardo (1726–1806) und Luis Marcelino Pereira (1754–1811) für die Weiterentwicklung der spanischen Sprache und des sprachtheoretischen Denkens bisher weitgehend unbekannt. Während Clavijo y Fajardo als Übersetzer der Histoire naturelle von Georges-Louis Leclerc de Buffon (1707–1788) einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des spanischen Wortschatzes der Naturwissenschaften leistete und auch übersetzungstheoretische Gedanken beitrug, schrieb Pereira um die Wende zum 19. Jahrhundert eine bislang unveröffentlichte Abhandlung für die königliche Sprachakademie, in der er die Geringschätzung und Vernachlässigung der spanischen Sprache beklagte und Änderungen einforderte.
This interdisciplinary discussion of U.S. English language standards, particularly as they are used in large-scale tests, schools, and university classrooms, will explore the question: How might the use of a single standard for English language usage be white supremacist? The presentation will not discuss attitudes or prejudices of people or judges. Instead it takes up white supremacy as an historical structural phenomenon that can be understood outside of individuals’ or institution’s intentions or expressed purposes that end up benefiting those who embody white racial habits of English language, which travel with language practices in segregated communities in the U.S. The presentation will consider language standards as disciplinary structures, language assessment (testing) as ecological structures, and acts of judgement (brain heuristics in experimental psychology) as thinking structures. It will consider the ways U.S. English language standards are also culturally reinforced through popular media and entertainment, associating language with intelligence and race. White supremacy, then, in language standards is considered in terms of the structures of language, assessment, and judgement that end up benefiting mostly white people. This presentation will draw on sociolinguistics and raciolinguistics, such as the work of Rosina Lippi-Green, H. Samy Alim, John R. Rickford, Arnetha F. Ball, among others. It will also draw on U.S. based composition theory, assessment theory, and Marxian theory. The presentation will end by encouraging the audience to consider ways that this U.S.-based example of English language standards might have corollaries in other countries in Europe.
Der geplante Vortrag stellt das Projekt vor, das an der Palacký-Universität in Olomouc (Tschechien) realisiert wird. Dieses Projekt verfolgt das Ziel, den Einfluss des deutschen Sprachpurismus außerhalb des zentralen deutschen Sprachraums zu erforschen. Die heutige Tschechische Republik, auf deren Teile Böhmen und Mähren (damals die böhmischen Länder) sich das Projekt konzentriert, war seit vielen Jahrhunderten ein bilinguales Gebiet, wo tschechische und deutsche Bevölkerung lebte. Infolge dessen wurden hier deutsche Bücher und Periodika herausgegeben, unter anderen auch von deutschen Vereinen, die im 19. Jahrhundert gegründet wurden. Zu ihnen zählen die Zweigstellen des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins, der an der Pflege der deutschen Sprache orientiert war, bzw. weitere landeskundliche und kulturelle Vereine wie Der Verein für Geschichte der Deutschen in Böhmen. Von dem Interesse an der Sprachpflege zeugen auch Verdeutschungswörterbücher, die auf diesem Gebiet erschienen.
Das Projekt konzentriert sich auf zwei Bereiche, in denen puristische Tendenzen vorkommen. Im Bereich der Lexikografie stehen die Verdeutschungswörterbücher von Johann Gottfried Sommer (Prag 1819 und 1822) und von Josef Demuth (Brünn 1853) im Fokus der Untersuchung. Den zweiten Teil des Projekts bildet die Recherche nach Reflexionen des Sprachpurismus in Alltags- und Fachpresse. Das betrifft v. a. Periodika, deren Herausgabe mit der Tätigkeit von deutschen Vereinen in Böhmen und Mähren zusammenhängt. Eine wichtige Rolle spielen auch Arbeiten von deutschen Germanisten an der Prager Universität, insbesondere nach ihrer Teilung in eine deutsche und eine tschechische Universität im Jahre 1882.
Im Rahmen des Vortrags werden Ziele und Teilergebnisse des Projektes behandelt. Weiter wird der Frage nachgegangen, ob die sprachpuristischen Tendenzen in Böhmen und Mähren mit denjenigen im zentralen deutschen Sprachraum identisch waren, oder ob es sich aus den bisherigen Ergebnissen des Projektes schließen lässt, dass einige für das böhmische und mährische Gebiet charakteristische Züge gefunden werden können.
In the pre-Petrine Russia, there were a few experts knowing foreign (in particular German) languages. However, in the first third of the 18th century, living languages began to be studied so intensively that in the 1730-s thousands of Russian people, representatives of different classes, wrote, read and spoke German, French, Italian and Swedish fluently. It was not just the result of mass immigration from various European countries to Russia. Establishment of new educational institutions (various schools and gymnasiums in St. Petersburg, Moscow and other cities) also contributed greatly to such trend development. Among other subjects their students studied foreign languages especially German being regarded as a necessary one not only for future scientists and diplomats but also for doctors, engineers and military personnel.
In the first decades of the 18th century, the first German language grammar guides for Russian readers were created. In our report we present «Die deutsche Grammatica, Aus Unterschiedenen Autoribuszusammen gebracht / Und Der in Deutschland Studierenden Rußischen Nation zum besten / In einem Compendio herausgegeben von Charmyntes» published in Berlin in 1713. Only three copies of the book have been preserved. Two of them are stored in St. Petersburg and one in Rostock. The title indicates that the grammar was written for Russians students staying in Germany. A great deal of them was sent by Peter I to study abroad.
There is still no consensus on who wrote the textbook. The name Charmyntes is evidently a pseudonym. The authors of the 18th century reference books stated it had been compiled by somebody named “Juncker”. Modern scholars grant the authorship to Johann Leonard Frisch, a well-known philologist and teacher.
Our report is devoted to possible versions of authorship of «Die deutsche Grammatica» and to peculiarities of grammatical description in this unusual work which undoubtedly influenced the development of language studies in Russia.
Mit ihrem 1898 in Porto erschienenen Deutschlehrwerk ist die deutschstämmige Sprachlehrerin Bertha Elisabeth Emilie Hellring d'Espiney (ca. 1853-vor 1929) in Portugal die erste weibliche Autorin eines einer modernen Fremdsprache verschriebenen und dort veröffentlichten Fremdsprachlehrwerks. Darin greift sie, neben etlichen fiktiven Briefen, unter der Rubrik «Lição de leitura e tradução» vor allem auf authentische Prosatexte unterschiedlichen Umfangs, wie auch auf lyrische Texte deutschsprachiger Verfasser zurück.
Da es der Verfasserin offensichtlich darum zu gehen scheint, neben der im Band durch Grammatikstudien erworbenen Lesekompetenz auch eine Übersetzungskompetenz vom Deutschen ins Portugiesische zu gewährleisten, sollen die in diesem Werk enthaltenen Lese- und Übersetzungstexte in diesem Beitrag in Bezug auf ihre Quellen identifiziert und inhaltlich vorgestellt werden. Unter Bezugnahme auf Deutschlesebücher und verwandte Werke soll zudem nicht zuletzt ein Blick darauf geworfen werden, inwieweit diese Texte geeignet gewesen sein mögen, den Sprachlernern der Zeit zu einem besseren Verständnis der deutschen Sprache zu verhelfen.
Literatur
d'Espiney, [Bertha] Emilie Hellring (1898): Novo Methodo Popular: O Allemão sem Mestre, obra redigida sob um plano inteiramente novo para uso Das familias, de todos os estabelecimentos de instrucção de um e outro sexo, dos que se dedicam ao commercio e á industria, dos que frequentam as escolas das artes e officios, etc. etc., Adaptado ao uso dos portuguezes e dos brazileiros por E. H. d'Espiney, Porto: Livraria Universal de Magalhães & Moniz – Editores; Livraria Chardron de Lello & Irmão – Editores.
Languages that are unfamiliar and hard to access to those who describe them have long been characterized as being dramatically different from the linguists’ native languages. These alleged peculiarities were further taken to prove certain ideological or philosophical views. For example, descriptions of American Indian languages and cultures are characterized by such persistent practices as generalization from characteristics of one language/tribe to all ‘Indians’; conceptions of deficiencies in relation to ‘European’ languages and Western ideals; and linguistic/ethnographic descriptions fused with ideological evaluations (cf. Berkhofer 1988). In present-day linguistics we also find examples of exoticizing characterizations of languages spoken in geographically remote areas. The most prominent examples include the Amazonian language Pirahã (Everett 2005), Riau Indonesian (Gil 2001) and creole languages (McWhorter 2001).
While the nature and intended impact of these accounts have changed, we maintain that there are several continuities between past and present exoticisms. First, they involve very strong and sweeping claims about certain languages or language groups. Second, these claims are very hard to test, partially because of their inherent imprecision, and partially because the relevant data is inaccessible to the majority of the research community. Finally, the claims are taken to support specific philosophical or ideological views about the nature of language in general.
References
Berkhofer, Robert F. Jr. 1988. “White conceptions of Indians”, in: Wilcomb E. Washburn (ed.), History of Indian-White relations. (Handbook of North American Indians 4.) Washington, D.C.: Smithsonian Institution, 522-547.
Everett, Daniel L. 2005. “Cultural constraints on grammar and cognition in Pirahã: Another look at the design features of human language”, Current Anthropology 76: 621-646.
Gil, David. 2001. “Creoles, complexity, and Riau Indonesian”, Linguistic Typology 5, 2: 325-371.
McWhorter, John H. 2001. “The world’s simplest grammars are creole grammars”, Linguistic Typology 5, 2-3: 125-166.
The study of speech and language occupies a central place in Aristotle’s writings and especially so in the texts of the Organon. Aristotle considers language as an instrument, as symbolic capacity and as a natural phenomenon, and to a much lesser extent as a layered system of grammatical structures. Linguists and philosophers of language take great interest in his observations on language, language use, and on his thoughts on ‘linguistic reflexivity.’ The focus of this paper lies on discussing the latter notion by addressing the following three levels:
(1) Categorisation: Language consciousness as perceived on the level of categorisation, the level at which mental contents are expressed in language;
(2) Rhetorical Composition: Language consciousness as it appears on the level of rhetorical composition, and most importantly in the formation and understanding of Aristotle’s concept of metaphor;
(3) Semantico-pragmatics: Language consciousness as it operates on the level of semantic-pragmatic framing during speaking, when linguistic reflexivity is both a condition of meaningfulness (semanticity) and a situation-bound constraint for defining the ‘appropriateness’ of speech acts.
Between c. 600–900 scholars educated in Ireland or in Irish monastic centres on the Continent championed the study of Latin while simultaneously developing an unprecedented vernacular grammatical tradition. This bilingual mindset of Irish scholars enriched their understanding of linguistic theory and allowed them to reflect upon their own use of language.
In the history of linguistics, one of the most fascinating topics is the connection between language and the work of the mind. This problem, namely the relationship between thought, meaning and word, has puzzled great scholars at least since Plato’s ponderings in Cratylus. The discussion continued to develop throughout the Classical and Late Antique period and took on yet another layer when it reached Ireland. For in addition to already rich Latin vocabulary for ‘meaning’ Irish could offer four distinct terms of its own. Early Irish theory of meaning, although not formulated explicitly and concisely à la Aristotle or Gottlob Frege, was nevertheless a stable framework that regularly surfaced in grammatical and exegetical works where semantics takes center stage. The proposed paper will demonstrate that Irish sources offer interesting reflections on the ways meaning relates to the physical shape of language on the one hand and mental content associated with it on the other.
In this paper, I aim to analyze the vocabulary of semantics employed in early Irish and Hiberno- Latin texts and the patterns of usage that it displays. I will also establish connections between Irish tradition and Late Antique theories of meaning to place its theoretical advances in a wider intellectual context. This work will show that Irish scholars’ understanding and appreciation of their vernacular background helped them to transform the inherited standards of Latin linguistics.
Language ‘construction’ represents one of the facets of the speculative activities in the history of linguistics in the early modern period. It flourishes in a panorama rich in grammars and glossaries of the European vernaculars and the idioms of distant countries (Padley 1985; Simone 2006). The formalization and use of national languages also for specialised communication is one of the reasons for questioning their validity as effective means for the acquisition and transmission of knowledge.
In the 17th century the ‘utopistic’ desideratum of a universal, economic, and effective system of communication is testified by the numerous universal artificial language projects that were planned in order to improve international communication and, above all, man’s capacity to organise and produce new knowledge (Rossi 1960; Formigari 1970; Knowlson 1975; Salmon 1988; Pellerey 1992; Subbiondo 1992; Eco 1993; Maat 1999; Lewis 2007).
Various criteria have been used to categorise universal artificial languages. In the present study the empiricist and rationalist approaches will be considered as the main distinguishing principle. This is useful for highlighting a continuity between the distinct stances adopted for the creation of artificial language systems in early modern times and the different theoretical perspectives that have extended also into the linguistic studies of the following centuries. In fact, the distinct interpretations of the nature of the ‘units of thought’, how they are acquired and organised by the intellect, and then expressed, determine diverse approaches in linguistic research which persist into contemporary theories, up until the 20th-century divergence between the formal versus the functional paradigm (Allan 2009; Thomas 2020).
Starting from the speculation on artificial linguistic systems we will sketch a line of continuity from early modern into contemporary theories which involve the study of language (as an abstract system) and natural languages (as historical instances).
References
Allan, Keith 2009. The Western classical tradition in linguistics. Second (expanded) edition. London/Oakville (CT). Equinox.
Auroux, Sylvain/Koerner, E.F.K./Niederehe, Hans-Joseph/Versteeg, Kees (eds.) 2000; 2006. History of the language sciences: an international handbook on the evolution of the study of language from the beginnings to the present. Berlin/New York. de Gruyter, vol. I; vol. III.
Formigari, Lia 1988 [1970]. Language and experience in 17th-century British philosophy. Amsterdam/Philadelphia. John Benjamins.
Knowlson, James 1975. Universal language schemes in England and France: 1600-1800. Toronto/Buffalo. University of Toronto press.
Lewis, Rhodri 2007. Language, mind and nature: artificial languages in England from Bacon to Locke. Cambridge. Cambridge University Press.
Maat, Jaap 1999. Philosophical languages in the Seventeenth century: Dalgarno, Wilkins, Leibniz. Amsterdam. ILLC.
Padley, George Arthur 1985. Grammatical theory in western Europe 1500-1700. Trends in vernacular grammar. Cambridge University Press. Cambridge, vol. I.
Pellerey, Roberto 1992. Le lingue perfette nel secolo dell’utopia. Roma/Bari. Laterza.
Rossi, Paolo 2006 [1960]. Logic and the art of memory: the quest for a universal language. London/New York. Continuum.
Simone, Raffaele 2006 [1990]. The Early Modern Period. In Giulio C. Lepschy (ed.), History of Linguistics Volume III: Renaissance and Early Modern Linguistics. London/New York. Routledge: 149- 236.
Salmon, Vivian 1988. The study of language in 17th-century England. Amsterdam/Philadelphia. John Benjamins.
Subbiondo, Joseph L. (ed.) 1992. John Wilkins and 17th-century British linguistics. Amsterdam/Philadelphia. John Benjamins.
Thomas, Margaret 2020. Formalism and functionalism in linguistics: the engineer and the collector. New York/London. Routledge.
In Renaissance Europe, scholars’ awareness of linguistic diversity and the multiplicity of languages was raised like never before. In the Middle Ages, Latin had had the monopoly of written and elegant language. From the Quattrocento onward, humanists were breaking down the Latin claim to linguistic primacy. It is well-known that the vernaculars found their advocates in the first half of the sixteenth century, typical cases being Sperone Speroni’s and Joachim du Bellay’s exaltations of Italian and French, respectively. Defending one’s native language is commonly, and justifiably, regarded as an act of emancipation from Latin (and at the same time of other competing languages) and only made sense in a multilingual mindset. However, in our talk, we want to dwell on an additional, thus far largely neglected historical circumstance, arguing that the widespread practice of composing apologies of languages had its roots in the so-called rediscovery of, or rather renewed attention for, the Classical Greek and Biblical Hebrew languages. As far as we know, the first language apologies ever written concerned these two tongues. We will have a threefold aim. Firstly, we intend to sketch the historical context in which the need for defending Greek and Hebrew emerged. Secondly, we will provide an overview of the many extant yet mostly unexplored apologies (1400–1600), while briefly treating one case study for each of both languages. Thirdly, we will explore to what extent vernacular examples are modeled on, or otherwise indebted to, apologies of Greek and Hebrew. This investigation will allow us to uncover the origins of a much-practiced early modern genre which was, in a sense, the exponent of early modern language awareness.
Notre recherche s’inscrit dans le domaine des interactions verbales. L’objet d’étude sont les régulateurs discursifs, c’est-à-dire des formes verbales courtes ou des hochements de tête que l’allocutaire emploie pour montrer sa participation active à la conversation. La littérature qui concerne ces signaux discursifs est assez développée, cependant les chercheurs ne sont pas toujours en accord : pour certains, il s’agit de petits signaux sonores ou non sonores non intrusifs (Yngve, 1970), pour d’autres, il s’agit d’une catégorie plus vaste incluant des évaluations, des demandes d’éclaircissements ou encore un désengagement de la conversation (Allwood, 1993 ; Kerbrat-Orecchioni, 1990). Allen (2019) a étudié les fonctions des régulateurs discursifs du point de vue émique des locuteurs du japonais. En effet, dans la société japonaise, le niveau de conscience linguistique relatif à cette catégorie est très élevé. Le mot « aizuchi », correspondant à ce que nous entendons ici par « régulateur discursif », circule dans les journaux ou dans les émissions de télévision, les locuteurs étant souvent jugés selon leur capacité de mobiliser ces régulateurs lors d’un échange. Afin de repérer les fonctions des aizuchi, Allen a interviewé 24 jeunes japonais natifs, selon le modèle d’analyse de la conscience linguistique développé par Preston (1996). On s’est ainsi proposée d’effectuer un travail contrastif et d’enquêter la conscience linguistique sur les régulateurs discursifs en français.
Dans cette intervention, nous montrerons les résultats de notre investigation conduite sur un échantillons de 20 locuteurs francophones et répondrons aux suivantes questions de recherche : quel est le niveau d’accessibilité au concept de régulateur discursif pour les locuteurs du français ? Avec quelle degré d’exactitude peuvent-ils décrire cette catégorie ? Sont-ils capables de produire spontanément les variétés considérées?
Der Frage der Semantik, besonders der Referenz des Duals und die genaue Zuordnung homerischer Wortformen zu dessen Flexionsparadigma bereiteten den antiken Homerphilologen erhebliche Schwierigkeiten und lösten in der antiken Homerkritik kontroverse Diskussionen aus. In Bezug auf die Morphologie des Verbs stellten die Tempus- und Personenzuweisung bestimmter Dualformen und, darüber hinaus, die Ermittlung von deren kontextuell passender Bedeutung eine strittige Frage dar. Die hellenistischen Homerphilologen mussten bei ihren Entscheidungen die Balance zum einem zwischen Textüberlieferung und Sprachentwicklung, zum anderen zwischen literarischer Verwendung und grammatischer Norm halten. Bei dem jeweils getroffenen Urteil über die Korrektheit fraglicher Formen wurde jedes von den genannten Kriterien unterschiedlich gewichtet. Aristarch war der erste, der alle Aspekte mit der größtmöglichen Konsequenz auszugleichen suchte. Selbst wenn seine Erklärungen nicht immer das Richtige trafen, trat er in normierender Tendenz und mit korrigierender Absicht einer langen Tradition in der antiken Homerkritik und -interpretation entgegen, welche bis Zenodot und Aristophanes von Byzanz zurückreicht. Aufgrund divergierender Ansichten ist auch Eratosthenes aus alexandrinischer Seite und Krates als Vertreter der pergamenischen Schule von Aristarch in Kritik geraten.
Von einer Darstellung der heutigen Theorien über den verbalen Dual bei Homer ausgehend werden wir die Lesarten und Varianten, die die hellenistischen Philologen in ihren Homertext aufnahmen, sowie eventuelle Erklärungen dazu analysieren mit Blick auf die Kriterien, die diese zwecks Feststellung einer korrekten Form und der Sprachrichtigkeit überhaupt postulierten. Wie wir sehen werden, war Sprachrichtigkeit zumindest für Aristarch im erster Linie mit einem konsistenten Sprachgebrauch verbunden, welcher jedoch Eigentümlichkeiten und Ausnahmen mit Hilfe der Grammatik unerklärt ließ.
Wenn Aristoteles vor allem an die Substanzen dachte und die Auswirkung von Kräfte (δυνάμεις) and Fähigkeiten, welche sie inne hatten, überlegten die Stoiker sich die Beziehung von handelnden Wesen (σώματα), sowie das Verhältnis von den in dem Wort ihr Ausdruck findenden Gestalten (ἐννοήματα, λεκτά) zu den Tatbeständen (πρᾶγμα, τυγχάνον). Die Anhänger von Aristoteles stellten sich demnach vor allem zwei Zustände von handelnden Wesen, nämlich diese entweder einer Handlung oder eines Duldens. Viel mehr kritisch dem menschlichen Verstand gegenüber, haben die Stoiker und ihre Anhänger eine Nichtigkeit zwischen zwei entgegenstehenden Vorstellungen zugelassen. Sie benutzen gerne den Terminus neuter (οὐδέτερον), und rechneten die intransitiven Verben als Satzglied (κατηγορήματα) zu der Kategorie von οὐδέτερα.
Gleicherweise bei Apollonius Dyscolus (fl. im 2. Drittel des 2. Jh.) und in dem Dionysius Thrax (um Anfang des 1. Jh. v. Chr.) zugeschriebenen, obwohl zum größten Teil mehrere Jahrhunderte später verfassten Handbuch geht es nur um die hier angedeutete aristotelische Opposition. Es wird dennoch als Terminus für Genus von Verb der Begriff διάθεσις angewandt, der ursprünglich eine Anordnung eines Wesens oder einer Person bezeichnete. Nur im Rahmen der späteren stoischen Lehre von Modi and Genera der Verben, die Grammatiker Tryphon (1. Jh. v. Chr) allem Anschein nach ausgearbeitet hat, kann man diesen Wortgebrauch erklären. Wie es Bruchstücke des verlorenen früheren Werkes von Apollonius bezeugen, sprach Tryphon von der psychischen Einstellung der Person in einem Redeakt, und da benutzte er den Ausdruck ψυχικὴ διάθεσις, sowie den Terminus οὐδέτερον für die Bezeichnung von intransitiven Verben. Später aber wurde die traditionelle Bezeichnung für Modi ἔγκλισις wiederherstellt, der einfache Terminus διάθεσις blieb für Genera von Verben reserviert, und diese Umgestaltung der Terminologie geschah teilweise schon im späteren Werk von Apollonius.
The first use of the term “typology” in a specifically linguistic sense would seem to be in the 1894 paper “Hypologie [Typologie] der Sprachen, eine neue Aufgabe der Linguistik” by Georg von der Gabelentz (1840–1893). In this programmatic paper, Gabelentz outlines an approach to language study that combines traditional, in many ways outmoded, concerns with innovative, hyper-modern proposals. On the one hand, Gabelentz revisits key themes from nineteenth-century language classification in a conceptual framework that appeals to notions of “race”. On the other hand, he seemingly anticipates ideas and methods that would only come to the fore in twentieth-century efforts at language typology (see Plank 1991, McElvenny 2017).
Many of the insights informing Gabelentz’ proposal for typology were inspired by his study of diverse languages beyond Europe, in particular Chinese, Melanesian languages and some Australian languages. In this talk, we will look at how the growing awareness of these diverse, extra-European languages contributed to the development of his theory.
References
Gabelentz, Georg von der. 1894. Hypologie [Typologie] der Sprachen, eine neue Aufgabe der Linguistik. Indogermanische Forschungen, 4: 1-7.
McElvenny, James. 2017. Grammar, typology and the Humboldtian tradition in the work of Georg von der Gabelentz. Language and History, 60:1, 1-20.
Plank, Frans. 1991. Hypology, Typology: the Gabelentz puzzle. Folia Linguistica, 25: 421-458.
[Abstract folgt]
Debates on nonhuman communicative capacities are heavily influenced by the notion of (human) language at play. The way in which we study nonhuman animals is affected by the way in which we understand ourselves – and often this implicitly bespeaks the need to safeguard our (alleged) superiority. In this respect, Donna Haraway's (2016: 12) valuable remark, that “it matters what ideas we use to think other ideas”, is of great import.
Against the gradualistic approach promoted by Darwinian theories of evolution, German philosophical anthropology of the 20th century argues in favour of the special position (Sonderstellung) of the human being. By distinguishing between signs/signals and symbols, Ernst Cassirer (1944) played a crucial role in consolidating the chasm between nature and culture (see Brentari 2018). As an animal symbolicum (see Cassirer 1944: 44), the human being gains access to a qualitatively different dimension of reality.
In this paper, I will first discuss Cassirer's (1944: 48) distinction between propositional and emotional language — what he regarded as "the real landmark between the human and the animal world". Based on this, animal signals are claimed to be rooted in the subjective domain of the expression of emotions, while only the human symbol is said to be meaningful – for it is capable of an objective reference. To date, in many research areas, the representational capacity to refer to an object is still considered as an inescapable semantic criterion (see e.g. Liebal and Onha 2018).
I will then go on by questioning this assumption. Against the idea of a gap between the emotional and the semantic domains, I will suggests reducing the anthropocentric bias of the representational paradigm in favour of the pluralistic notion of sense-making (see Thompson 2007). My chief claim will be that this entails questioning the traditional dichotomy of objectivity and subjectivity, and invites to elaborate on a novel notion of meaning that is not principled on the division between sign and symbol. Only in this way can the study of animal communication not (implicitly) presuppose the "golden standard" of the human language.
References
Brentari, C. (2018), "From the Hiatus Model to the Diffuse Discontinuities: A Turning Point in Human-Animal Studies", in Biosemiotics, vol. 11, pp. 331-345.
Cassirer, E. (1944), An Essay on Man. An Introduction to a Philosophy of Human Culture, Garden City, NY, Doubleday Anchor Books.
Haraway, D. (2016), Staying with the Trouble. Making Kin in the Chthulucene, Durham, Duke University Press.
Liebal, K. and Onha, L. (2018), "Different Approaches to Meaning in Primate Gestural and Vocal Communication", Frontiers in Psychology, vol. 9, 478, pp. 1-7.
Thompson, E. (2007), Mind in Life. Biology, Phenomenology, and the Sciences of Mind, Cambridge (MA), London, The Belknap Press of Harvard University Press.
China has a thousand-year long tradition of reflection over language, even though a unified concept of it started to be conceived only around the 19th century, after a first superficial acquaintance with Western linguistics, and substantially in the 20th century. During this long timespan, Chinese imperial dynasties implemented language policies, to that it is possible to state that language plans and policies were well developed long before the establishment of the Republic and then the People’s Republic. Both the theoretical reflection over language or specific linguistic phenomena and the policies about language may be considered instances of language awareness.
in the last years the degree of awareness about language increased considerably, to the point that the notion of “language awareness” (yuyan yishi 语言意识) entered the lexicon of language-related institutions of the PRC and even become a key concept. The Outline of China’s national plan for medium and long-term agenda for Chinese language and characters reform and development (Guojia zhongchangqi yuyan wenzi shiye gaige he fazhan guihua gangyao 国家中长期语言文字事业改革和发展规划纲要), launched in 2012 and bound to be concluded in 2020, is the logical implementation of the Language Law (Guojia Tongyong Yuyan Wenzi Fa 中华人民共和国国家通用语言文字法), launched in 2001. In the Outline, the notion of language awareness is central, so that it is echoed in numerous other texts of studies of language policy and planning.
Language awareness is essentially self-awareness, in confront with other languages; the terms of such comparison, the nature of this encounter (or clash) is different in different sources and by different authors.
The present contribution will briefly sketch an outline of China’s recent LPP activities, in particular those sources dealing with “language awareness”, in order to try and formulate a hypothesis of what it means within Chinese politics and Chinese culture, but on the background of contemporary world cultural policies, and in particular in the view of the rough recent relationship with the Western, mainly Anglophone, world.
Bibliography
The Language Situation in China, Volume 1, edited by Li Yuming, and Li Wei, De Gruyter, 2013.
The Language Situation in China, Volume 2, edited by Li Yuming, and Li Wei, De Gruyter, 2014.
Li Yuming. Language Planning in China, De Gruyter, 2015.
Language Policy in the People’s Republic of China, edited by Zhou Minglang and Sun Hongkai, Kluwer, 2004.
He Jiuying, Quanqiuhua shidai de Hanyu yishi 全球化时代的汉语意识 (Awareness of Chinese in the time of globalization), Yuwen Chubanshe, 2013.
The paper deals with the relationship between language and history in the theories of two scholars who have played a leading role in linguistic studies in Italy chiefly in the Twentieth century: the glottologist Antonino Pagliaro (1898-1973) and his disciple, the linguist and philosopher of language Tullio De Mauro (1932-2017).
While dealing with a wide variety of issues within the nature of language and languages, Pagliaro strived to find a balance between language as an individual act of creation and language as the product of a social and historical context. According to his theory – as introduced in his Sommario di linguistica arioeuropea [“Indoeuropean Linguistics Summary”] (1930) and later stated in Il segno vivente [“The Living Sign”] (1952) and La forma linguistica [“The Linguistic Form”] (1973) among others –, language signs are essentially historical expressions of subjectivity, taking their form within a specific language system which is peculiar to a certain community and to its overall cultural characterisation.
In Tullio De Mauro, the relationship between a language and the community who speaks it is chiefly linked to his interest in the affirmation of Italian as a common language after the national unification in 1861. In his Storia linguistica dell’Italia unita [“A Linguistic History of Unified Italy”] (1963), De Mauro dwells upon the peculiarly weird linguistic situation of the newly born nation, where the percentage of Italian-speaking people was barely a 2,5% of the actual population, against a deep-rooted dialectal tradition. Consequently, language awareness was an instrument of national identity for a limited number of people, mainly from the upper class. Due to the lack of a serious language policy after 1861, the enhancement of this percentage and the rise of a genuine awareness of Italian as the national language was largely attained thanks to the so-called “secondary factors”, which prompted social interaction between diverse dialect-speaking people: by focusing on the role of migration, bureaucracy, conscription, and the diffusion of mass media such as radio, television and cinema, De Mauro shows how political unity does not necessarily imply linguistic unity, the latter implying the presence of a shared cultural background.
Ab ungefähr der Mitte bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlebte die eigentlich schon totgesagte Sprachursprungsdebatte eine kurze, aber intensive Renaissance, die durch das Zusammentreffen ganz unterschiedlicher Interessen erklärt und charakterisiert werden kann. Die Konsequenzen dieser Renaissance für die wissenschaftliche Forschung fielen für den deutschen und den französischen Sprachraum jedoch höchst verschieden aus. Zwar hatte in Frankreich Ernest Renan 1848 sein populäres Werk zum Ursprung der Sprache vorgelegt, und auch andere französische Autoren, wie Adolphe Pictet und Louis-Léon Rosny, hatten die Frage erneut aufgegriffen, aber 1866 verhängte die Société de Linguistique zu Paris ihr Verdikt der „Unwissenschaftlichkeit“ über diesen Gegenstand, um die öffentliche Wissenschaftsdebatte zum Thema ein für allemal zu beenden und die scientific correctness für die Sprachwissenschaft durchzusetzen. Im Unterschied zur französischen Situation gab es jedoch im deutschen Sprachraum eine genau entgegengesetzte Entwicklung: Hier erfuhr die Frage eine wissenschaftliche Aufwertung durch akademische Institutionalisierung. Die Berliner Akademie der Wissenschaften unterstrich ihre Tradition der Verbundenheit mit dieser Fragestellung mit der Präsentation von Jacob Grimms Vortrag „Ueber den ursprung der sprache“ im Jahre 1851. Danach verstärkte sich noch einmal die Debatte im deutschsprachigen Raum, wie eine Vielzahl von Publikationen zu diesem Problem eindrucksvoll belegt. Neben Grimm äußerten sich zahlreiche weitere Autoren zum Thema. Welche Ursachen können namhaft gemacht werden für diese erneute verblüffende Karriere einer Fragestellung, die eigentlich doch wissenschaftlich ,erledigt’ schien?
This paper will collect and comment a selection of ancient Greek texts where laguages are consciously used as a parameter for cultural identity. Differences among languge are patent and immediately evident. When connected to other parameters (typically costumes and geographic distribution) languages difine the appartenance to communities and groups of various nature, always of problematic definition (‘ethnic’, ‘natianol’ or the lilke). Difference within language are also relevant, especially differences in the register, in the repertoire, and in the style. The awareness of this differences, and their pragmatic and social value, emerges from a number of texts of different genres (speech, historiography, geography, literature etc.).
The selection of the texts will try to give a qualitative picture rather than a quantitative one. Pieces of text will be commented and the major keywords discussed. The results are of interest for the history of the metalanguage of linguistics. Among the major keywords one finds: glossa, phoné, diàlektos.
Ancient Greek writers describe not only a world organized into communities of language, costumes, and places, but also a stratified realm of literates that struggle for recognition of a place in the list of ‘real’ good Greek writers.
Wenn man unter ‚Sprachbewusstsein’ die Ansichten über Möglichkeiten und Grenzen des Sprachgebrauchs versteht, kann schwerlich bezweifelt werden, dass sich diesbezüglich in der europäischen Kultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts ein grundlegender Wandel vollzogen hat. Paradoxerweise ist es hierbei zu einem scheinbaren evolutionären Rückschritt gekommen: Während in der Epoche der Aufklärung angestrebt wurde, Ansichten, Motive und Gefühle möglichst explizit zu versprachlichen, gab es nun – in der Zeit der ‚Empfindsamkeit’ – ein verstärktes Bemühen, diese Momente durch verschiedene Mittel (z.B. Verstummen oder Gesten) lediglich anzudeuten. In der Terminologie Bühlers könnte man sagen, dass sich das Interesse von der Darstellung dieser Momente zu ihrem bloßen Ausdruck (zurück)entwickelt hat. Dieser Vorgang soll hier anhand zweier (miteinander verflochtener) Phänomene aus dem Bereich der deutschen Sprachkultur dargestellt werden:
1) In der Zeit der Empfindsamkeit und des Sturm und Drang ist es zu einer geradezu epidemischen Ausbreitung des Gebrauchs des Gedankenstrichs gekommen, welcher insbesondere eingesetzt wurde, um Gedankensprünge und -abbrüche zu markieren.
2) Im Drama des Sturm und Drang ist man in radikaler Weise dazu übergegangen, die Beweggründe der Figuren durch Aposiopesen oder Gesten anzudeuten.
In diesem Beitrag werden derartige Erscheinungen in ihrem kulturhistorischen Kontext verortet. Insbesondere sollen hierbei zeitgenössische Reflexionen dieses Umbruchs eingehender gewürdigt werden.
This paper will collect and comment a selection of ancient Greek texts where laguages are consciously used as a parameter for cultural identity. Differences among languge are patent and immediately evident. When connected to other parameters (typically costumes and geographic distribution) languages difine the appartenance to communities and groups of various nature, always of problematic definition (‘ethnic’, ‘natianol’ or the lilke). Difference within language are also relevant, especially differences in the register, in the repertoire, and in the style. The awareness of this differences, and their pragmatic and social value, emerges from a number of texts of different genres (speech, historiography, geography, literature etc.).
The selection of the texts will try to give a qualitative picture rather than a quantitative one. Pieces of text will be commented and the major keywords discussed. The results are of interest for the history of the metalanguage of linguistics. Among the major keywords one finds: glossa, phoné, diàlektos.
Ancient Greek writers describe not only a world organized into communities of language, costumes, and places, but also a stratified realm of literates that struggle for recognition of a place in the list of ‘real’ good Greek writers.
Im 16. und 17. Jahrhundert erlebte der ostslawische Raum ständige Transformationen, die mannigfaltige Überschneidungen und fließende Grenzüberschreitungen der ethnischen, sprachlichen, konfessionellen und politischen Zuordnungen verursachten. Diese Prozesse waren auf allen Ebenen, von der persönlichen bis zur konfessionellen und staatlichen aktiv. In derartigen "vornationalen" Situation war die Sprachenwahl und sprachliche Identifizierung (wie andere Identitäten) auch oft fließend und kaum definierbar oder – aus heutiger Sicht – äußerst seltsam. Die moderne Historiographie versucht oft diese Realitäten in den späteren nationalen Rahmen einzufassen, was zur Verständigung der Vergangenheit kaum beitragen kann. Am Beispiel der frühen Buchdrucke und grammatischen Versuche sowie autobiographischen Zeugnissen.
The origins of the uppercase and lowercase of the English letters are different in different morphology; if the capitalization is different, then their origin is different. In general, the origin of the English letters can be traced back to the Roman script (also known as the Latin letters) of ancient Rome before or after the first century; upward is the Greek letters of 800 BC; upward is the Phoenician script; upward is Cuneiform letters of the Middle East (also known as Arrow headed characters), circa 2000 BC. Around before the BC1500 (actually 1000) years, there is the Mycenean Syllabic scripts of Crete in ancient Greek, include the earlier Linear A and the later Linear B; slightly upwards, or juxtaposed with Luwian Script and Old Elamite Script of the Western Asia, and the Phoenician Pictograph; and upward more is the Egyptian hieroglyph before the BC 3000 (actually 2000) years. This article according to patterns and characteristics of origin and evolution of ancient scripts in the East, West, and the world, share the correspondence one-to-one between English letters and oracle bone scripts with researchers.
Der Humanist Alessandro Citolini (ca. 1500-1582) hat einen festen Platz im Kanon der Gelehrten, die sich im Rahmen der questione della lingua für das volgare als Schrift- und Literatursprache aussprechen. Er ist zudem der Schlüsselautor, der auf der Basis der aristotelischen Zyklentheorie von generatio, alteratio und corruptio, sowie der Horaz’schen Pflanzenmetapher, das Konzept der lingua viva und der lingua morta in die humanistische Sprachtheorie miteinbringt sowie Verfasser einer frühen italienischen Grammatik in seinem englischen Exil ist (cf. Grammatica italiana, Ms. ca, 1574). Bisher noch kaum beachtet worden ist hingegen seine Position in der 1435 von Leonardo Bruni und Flavio Biondo eröffneten Diskussion um die Sprachkonstellation der römischen Antike und das volgare antico bzw. die Entstehungsgeschichte der zeitgenössischen Volkssprache. In vorliegendem Beitrag soll daher Citolinis Position in dieser Debatte nachgezeichnet und kontextualisiert werden. Dabei gründen seine in den Lettere in difesa de la lingua volgar (1540) niedergelegten Vorstellungen sowohl auf Humanisten des 15. Jhs. wie auch auf Zeitgenossen (z.B. Claudio Tolomei, Girolamo Ruscelli), mit denen er in engem Kontakt stand. Die im 15. Jh. in Italien begonnene und im 16. Jh. fortgesetzte Diskussion um den Ursprung der (romanischen) Volksprache(n) strahlt auch bald nach Frankreich, Spanien und in andere europäische Länder aus. In dieser frühen sprachtheoretischen Auseinandersetzung wird die Grundlage dessen gelegt, was ab dem 19. Jh. in der neu entstandenen Sprachwissenschaft als ‘Vulgärlatein’ definiert wird, mit dem bis heute andauernden Ringen um eine einheitliche Abgrenzung des Konzeptes.
Am Ende des 18. Jahrhunderts konstatiert der englische Musikschriftsteller Charles Burney: „Ist die französische Musik gut, und ihr Ausdruck natürlich und gefällig, so muß die italiänische schlecht seyn; oder umgekehrt, wenn die italiänische Musik alles hat, um ein unverwöhntes, wohl geübtes Ohr wünschen kann: so läßt sich nicht vermuthen, daß die französische Musik, einem solchen Ohre eben so viel Vergnügen machen werde“ (Burney, 1772 : 12-13).
Diese Bemerkung — man weiß nicht so recht, ob man sie als pragmatisch oder lakonisch bezeichnen soll, verweist auf den Streit, der, ausgelöst vor allem von der berühmten Lettre sur la musique française von Jean-Jacques Rousseau (1753), zwischen den Anhängern der italienischen und der französischen Musikkultur im Rahmen der sogenannten Querelle des Bouffons entbrennt. Rousseau bezieht sich in seiner Argumentation auf die klanglichen Eigenschaften der französischen Sprache und erklärt sie (im Gegensatz zur italienischen Sprache) aufgrund es von ihm aufgezeigten Wertesystems als „unmusikalisch“.
Jean le Rond d‘Alembert geht in seinem Essai La Liberté de la musique (1779) noch einen Schritt weiter und etabliert einen Zusammenhang zwischen dem Charakter eines Volkes, seiner kulturellen Identität, seiner Sprache und seiner Musik. Damit berührt er das Konzept des „Génie de la langue“, das sich ab dem 17. Jahrhundert in Frankreich entwickelt und auch in den übrigen europäischen Ländern eigene Ausprägungen findet (Haßler, 2012).
Unser Beitrag möchte zeigen, in welcher Weise der barocke Gesang als Bild und Zeugnis einer kulturellen linguistischen Identität begriffen werden kann.
Literatur
Alembert, Jean le Rond d’. 1759. De la liberté de la musique. Amsterdam: Chatelain.
Burney, Charles. 1772. Tagebuch einer Musikalischen Reise durch Frankreich und Italien. Hambourg : Bode.
Harnoncourt, Nikolaus. 1984. Le discours musical. Pour une nouvelle conception de la musique. Trad. par Dennis Collins. Paris: Gallimard.
Haßler, Gerda. 2012. „La description de génie de la langue dans les grammaires françaises et les grammaires d’autres langues“. In Bernard Colombat, Jean-Marie Fournier, Valérie Raby (Hrsg.), Vers une histoire générale de la grammaire française. Matériaux et perspectives, 193-209. Paris: Champion.
Rousseau, Jean-Jacques. 1753. Lettre sur la musique françoise. s. l.
Schweitzer, Claudia. 2018. Parole et Chant. Histoire des théories du son du français à l’âge classique (XVIIe et XVIIIe siècles). Thèse de doctorat. Université Sorbonne nouvelle – Paris 3.
———. 2019. „Une bonne langue pour chanter ? Réflexions sur les caractéristiques phonétiques des langues et sur le chant baroque. History and Philosophy of the Language Sciences.“ https://hiphilangsci.net/2019/11/19/langue-pour-chanter/.
Die Sprache der Emotionen wird in der Geschichte des Sprachdenkens regelmäßig mit elliptischen und onomatopoetischen Ausdrücken sowie mit Interjektionen in Verbindung gebracht. Diese Ausdruckstypen werden häufig als marginale oder, Ellipsen betreffend, als unter Umständen kritikwürdige sprachliche Formen angesehen. Darüber hinaus werden manchmal Onomatopoetika und Interjektionen als keine eigentlichen sprachlichen Mittel, sondern als „direkte“ Entsprechungen von Emotionen angesehen, sodass auch die Wortklasse Interjektion in Frage gestellt wird oder als besondere, von allen anderen Wortklasse unterschiedene behandelt wird.
In meinem Vortrag möchte ich mich auf Interjektionen konzentrieren. Mein Korpus besteht aus deutschsprachigen Grammatiken, Stilistiken und Poetologien (17. – Anfang 19. Jahrhundert).
Zwischenwort, eine wörtliche Übersetzung des syntaktisch-topologisch perspektivierten lateinischen interiectio, ist in der Untersuchungsperiode der meistverwendete Terminus, aber andere verwendete Termini zeigen die enge Verbindung, die die Autoren zwischen Gefühlen und Interjektionen sehen und ihr psychologisch-semantisches Verständnis dieser Wortklasse, so z.B. Bewegewort (Gueintz 1641), Triebwort (Stieler 1691), Hertzwörtgen (Longolius 1715) und Gefühlwort (Bodmer 1768). Adelung (1781) plädiert schließlich in derselben Perspektive für Empfindungswort, da Interjektionen, im Gegensatz zu allen anderen Wörtern, die Konzepte bezeichneten, auf Gefühle / Gemüt(h)sbewegungen verwiesen, und er wird sich damit gegen die Tradition durchsetzen.
Auf dem Hintergrund der Sprachursprungsdebatte im 18. Jh. wird die Interjektion auch unterschiedlich onto- und phylogenetisch abgeschattet, z.B. als natürlicher direkter Ausdruck der Emotionen bei Kindern, die noch nicht sprechen können (Tiedemann 1771) und als imitativ-motivierter natürlicher vorsprachlicher Ausdruck der menschlichen Subjektivität (Bernhardi 1801), der sie auf dem Hintergrund kantisch-idealistischer Philosophie folgendermaßen definiert und hier als Beispiel für diese Diskussion zitiert wird:
Denken wir uns also einen ungebildeten Menschen: so wird er in demselben Verhältnisse zur Umgebung stehen, als das Kind, dessen Verstand noch durch aus objektlos, dessen Sinnlichkeit aber dagegen auf die mannichfachste Weise gereizt wird. Empfindung und Darstellung derselben, wird also seine erste Sorge sein; denn in ihr findet er zuerst sich selbst, und wenn nun diese Empfindung sich in Töne ergießt, dann erhält sie den Namen Interjektion, welche also Vorbedeutung der Sprache und Symbol der Empfindung ist. (Bernhardi 1801: 93)
In meinem Vortrag möchte ich die Entwicklung der Vorstellungen zur Interjektion von der rationalistischen Sprachtheorie zu den Anfängen der Schulgrammatik nachvollziehen, wobei diese Entwicklung auch mit Blick auf das Tagungsthema „Sprachbewusstsein“ perspektiviert werden soll.
Literatur
Adelung, Johann Christoph, 1781. Deutsche Sprachlehre zum Gebrauche der Schulen. Berlin: Voß & Sohn.
Adelung, Johann Christoph, 1782. Umständliches Lehrgebäude der deutschen Sprache zur Erläuterung der deutschen Sprachlehre für Schulen. 2 Bde, Leipzig: Breitkopf.
Adelung, Johann Christoph, [1785] 31789. Ueber den deutschen Styl. Bd. I-III, Berlin: Voß & Sohn.
Aichinger, Carl Friedrich, 1754. Versuch einer teutschen Sprachlehre, anfänglich nur zu eignem Gebrauche unternommen, endlich aber, um den Gelehrten zu fernerer Untersuchung Anlaß zu geben, ans Liecht gestellt von C.F.A. Frankfort & Leipzig: Kraus.
Bauer, Heinrich 1833. Vollständige Grammatik der neuhochdeutschen Sprache. Bd. 5, Berlin: Reimer.
Becker, Karl Ferdinand, (1824), Die deutsche Wortbildung oder die organische Entwickelung der deutschen Sprache. Frankfurt /M., Herrmannsche Buchhandlung.
———, 1836-37. Ausführliche deutsche Grammatik als Kommentar der Schulgrammatik, t. 1 et t.2, Frankfurt am Main, Hermann.
———, 21841. Organism der Sprache. 2. neu bearbeitete Ausgabe. Frankfurt am Main: Kettembeil.
———, 1827. Deutsche Sprachlehre. Organism der Sprache als Einleitung zur deutschen Sprachlehre, Francfort sur le Main, Verlagsbuchhandlung Ludwig Reinherz.
———, 1848. Der deutsche Stil. Frankfurt am Main: Kettembeil.
Bernhardi, August Ferdinand 1801-1803. Sprachlehre. 2 Bde. I. Reine Sprachlehre; II. Angewandte Sprachlehre, Berlin: Frölich.
Gueintz, Christian (1978 [1641]). Deutscher Sprachlehre Entwurf, Hrsg. von Ludwig Erich Schmitt, Hildesheim/New York, Georg Olms Verlag
Gottsched, Johann Christoph, 21749 [1ère éd. 1748]. Grundlegung einer deutschen Sprachkunst den Mustern der besten Schriftsteller des vorigen und jetzigen Jahrhunderts abgefasset. Zweyte vermehrte und verbesserte Aufl., Leipzig: B.C. Breitkopf.
Götzinger, Max Wilhelm, 1836-1839. Die deutsche Sprache. Band 1, Theil 1-2, Stuttgart: Hoffmann.
Hempel, Christian Friedrich, 1754. Erleichterte Hoch=Teutsche Sprach-Lehre […]. Frankfurt / Leipzig: Johann Gottlieb Garben.
Heyse, Johann Christian August / (Karl Wilhelm Ludwig (Hrsg. / Bearb.), 51844. Theoretisch-praktische deutsche Grammatik: oder, Lehrbuch der deutschen Sprache, nebst einer kurzen Geschichte derselben. Zunächst zum Gebrauch für Lehrer und zum Selbstunterricht. Dr. J.Chr.A. ausführliches Lehrbuch der deutschen Sprache. Neu bearbeitet von K.W.L. Heyse, Bd. 2, 1. Abth., 5. völlig umgearbeitete und sehr vermehrte Ausgabe. Hannover: Hahn
Lambert, Johann Heinrich, 1764. Neues Organon oder Gedanken über die Erforschung und Bezeichnung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Irrtum und Schein, 2 Bände, Leipzig: Johann Wendler.
———, Johann Heinrich. Anlage zur Architectonic oder Theorie des Einfachen und Ersten in der philosophischen und mathematischen Erkenntniß, 2 Bde., Riga: Hartknoch.
Longolius, Johann Daniel, 1715 Einleitung zu gründlicher Erkäntniß einer ieden / insonderheit aber Der Teutschen Sprache [...]. Bautzen: David Richter.
Die historische Bedeutung der arabischen Sprachwissenschaft reicht weit zurück in die Anfänge der islamischen Geschichte. Die frühesten schriftlichen Überlieferungen des Arabischen lassen sich hier auf die Zeit zwischen dem 5. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. datieren. Das klassische Arabisch, wie es im Koran überliefert wurde und bis heute gebraucht wird, hat sich seit dem 2. Jahrhundert unserer Zeitrechnung entwickelt und wurde in der Vor-islamischen Zeit in erster Linie zum Schreiben von Lyrik verwendet.
Der folgende Beitrag erläutert das Verhältnis zwischen der aristotelischen Logik und der arabischen Grammatik, die sich mit der Historiographie der arabischen Sprachwissenschaft beschäftigen. Sie wird nicht nur der Frage nachgehen, was die Araber der Sprachwissenschaft hinzugefügt haben, sondern er beschäftigt sich besonders auch mit der Frage ob die arabische Nationalgrammatik während ihrer Entstehung klassischen griechischen oder auch indischen Einflüssen unterlag. Diese Frage hat den Ausschlag gegeben, mich ein wenig intensiver mit der arabischen Sichtweise und der Geschichte der Grammatik zu befassen, um einen Eindruck zu gewinnen, der über die ersten offensichtlichen Unterschiede wie etwa die Existenz von lediglich drei Wortarten oder Redeteilen, hinausgeht
[Abstract folgt]
Die Auseinandersetzung mit der Synonymenproblematik gehörte im Zeitalter der Aufklärung zu den wichtigsten Diskussionsgegenständen über Sprache. Strebte man im 16. und 17. Jahrhundert Wortreichtum an und bediente sich gleichwertiger Synonyme zur äußerlichen Variation einer ausgefeilten Rhetorik, interessierten im 18. Jahrhundert bedeutungstheoretische Belange und praktischer Nutzen für eine präzisere Sprache, die subtile semantische Abweichungen (idées accessoires) berücksichtigt. Frankreich nahm hierbei eine Vorreiterrolle ein und stieß eine internationale Sprachdiskussion an.
Der Vortrag führt in die Synonymiediskussion der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein und fokussiert anschließend Darstellung, Bedeutung und Diskussion von Synonymen in der Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers (1751-1780). Einige hundert Artikel, die sich mit Synonymen auseinandersetzen, erlauben Rückschlüsse auf eine differentielle Herangehensweise, wenngleich die variierende Synonymik ebenfalls vertreten ist. Absolute Synonyme werden ausgeschlossen, aber dennoch Kontexte erläutert, in denen sie scheinbar existieren. Weiterhin spiegeln die Artikel Kritik wider, die sich u. a. auf eine leichtfertige, nur die idée principal berücksichtigende Wortwahl, auf ungenaue Wörterbücher, überflüssige Synonyme mangels Definitionen und unzureichende Übersetzungen stützt. Aber auch positive Beispiele, die zusätzlich das Verschwinden der lateinischen Sprache aus der Fachkommunikation dokumentieren, greifen die Enzyklopädisten auf. Eigene Ansichten der Verfasser treten häufig hinter nicht immer zitierten Autoren zurück, die bereits eine Abgrenzung bestimmter synonymer Wortpaare oder -gruppen vorgenommen haben. Sehr häufig finden sich Verweise auf das fundamentale Werk Gabriel Girards (Synonymes françois) mit zum Teil wortgetreuer Wiedergabe. Diderot, d’Alembert, Jaucourt und Beauzée, der neben Roubaud als direkter Nachfolger Girards und Mitbegründer der Synonymik gilt, zeigen eine ihrer Ansicht nach noch unvollkommene Betrachtungsweise der Synonyme auf. Gleichzeitig bereichern sie die Diskussion um neue Aspekte, ohne dabei immer einer Meinung zu sein.
— representing the team members of the KU Leuven project “Evolving views on the world's languages in a globalizing world (1540-1840)” —
In the wake of a first phase of globalization, European missionaries were sent to the New World and the Far East (and, in a later stage, to Africa) in order to convert the native population to the ‘true Catholic religion’. It soon became clear that these large-scale evangelization attempts could be successful only if the missionaries managed to master the respective local languages. In order to pass on their linguistic command to their successors, missionaries started making dictionaries, grammars and catechisms of and in the local languages. A considerable number of these linguistic tools were printed, hundreds of manuscript documents are preserved in libraries, archives, or in private religious institutions, and others have irrevocably gone lost over time.
Alluding to the both dormant and precarious nature of this extensive body of texts, RELiCTA is the Repertory of Early Modern Linguistic and Catechetical Tools of America, Asia, and Africa. Its general design was presented in Van Hal, Peetermans & Van Loon (2018)●. On the occasion of the first release of this open-access database (Spring 2020), this talk will demonstrate the possibilities – and the limitations – of this new tool. It will investigate the extent to which we can now answer questions which could not be answered before, and will reflect how the tool can be expanded and updated with information provided by the international scholarly community.
• Van Hal, Toon / Peetermans, Andy / Van Loon, Zanna. 2018. “Presentation of the RELiCTA database. Repertory of Early Modern Linguistic and Catechetical Tools of America, Asia, and Africa”. Beiträge zur Geschichte der Sprachwissenschaft 28.293–306.
Walter Benjamin … ein Europäer?! Er hat in seinem recht kurzen Leben ganz Europa durchkreuzt: von Moskau bis Paris, von Capri bis Skovbostrand (Dänemark). Während seiner reisen hat er unterschiedliche politische, theologische, literarische, ästhetische und sprachwissenschaftliche Erfahrungen gesammelt, die zerstreut in Reflexionen, Rezensionen und mehr oder weniger umfangreiche Buchveröffentlichungen eingegangen sind und erst nach seinem Selbstmord in Port Bou am 26.9.1940 in unterschiedlichen Sammelwerken der Öffentlichkeit bekannt wurden (vgl. sein Passagenwerk oder die Moskauer Tagebücher). Als Literaturhistoriker und vor allem -kritiker hat er Literatur, Kunst, Politik oder Sprache als Erfahrungsgegenstände beschrieben, analysiert und kritisiert und vielfach in fragmentarischen Darstellungen durchblicken lassen, ohne diese vollständig und erschöpfend zu Ende geführt zu haben. Man vergleiche hier unterschiedliche akademische Studien (wie seine Dissertation in Bern, der Schweiz) zur Literatur, zur Rolle der Allegorie im Zeitalter des Barocks oder zu Goethes Wahlverwandtschaften. Vermittlerin von Gegenständen seiner Erfahrungen und Forschungen und seine kritische Annäherung dieser Gegenstände ist die Sprache, nicht nur als Instrument der Kommunikation gedacht, sondern vielmehr als Ausdrucksmöglichkeit unterschiedlicher Objekte menschlicher Erfahrung:
‚Die Maske des Erwachsenen heißt Erfahrung. Sie ist ausdruckslos, undurchdringlich, die immer gleiche. Alles hat dieser Erwachsene schon erlebt: Jugend, Ideale, Hoffnungen, das Weib. Es war alles Illusion.‘ (Van Reijen/Van Doorn 2001: 31)
Die Sprache nun verbindet das ‚Erlebte des Geistes‘ und die Erfahrungsmaske des Erwachsenen, die sich in ‚Kompromissen‘, ‚Ideenarmut‘, ‚Sinnlosigkeit des Lebens‘ oder ‚Brutalität ausschöpft. In seiner Sprachauffassung nun hat Benjamin ‚alle rebellischen Kräfte der Jugend gegen das Wort Erfahrung mobil gemacht‘ (Van Reijen/Van Doorn 2001: 32).
In dem Vortrage werde ich auf dieses merkwürdige Phänomen der Sprache bei Benjamin näher eingehen und sie im Kontext seiner sprachwissenschaftlichen Quellen zu deuten versuchen und als Schlüssel zum Wesen der menschlichen Erkenntnis als Gegenstück zur menschlichen Erfahrung zu erfragen.
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Rundbrief Studienkreis Geschichte der Sprachwissenschaft (ISSN 0938-0361): 50/2020 – Tagungen des SGdS (Abstracts)
©2020 by Klaus D. Dutz Nachf., Münster — Design & Betreuung: Angelika Rüter, Münster